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Kulturdimensionen und Arbeiten in internationalen Projektteams
Das Konzept der Kulturdimensionen basiert auf der grundlegenden Annahme, dass es Gebiete oder Themen gibt, mit denen sich alle Kulturen auseinandersetzen. Diese These setzt somit voraus, dass alle Kulturen in bestimmten Punkten miteinander vergleichbar sind. Ausgehend von dieser Idee wurden verschiedene Konzepte von Kulturdimensionen entwickelt.
Fons Trompenaars war ein niederländischer Forscher und Schüler von Gerard Hendrik Hofstede, einem Experten der Kulturwissenschaften, der ebenfalls ein Konzept von Kulturdimensionen entwarf. Trompenaars entwarf 1993 seinerseits sieben Dimensionen, die im Folgenden kurz erläutert werden.
- Universalismus oder Partikularismus: Die Thematik ob Beziehungen oder Regeln in dieser Kultur wichtiger sind.
- Individualismus oder Gruppenzugehörigkeit: Die Frage, ob die Menschen dieser Kultur eher individuell oder gruppenzugehörig sein möchten.
- Neutral oder emotional: Die Frage danach, ob Emotionen in dieser Kultur offen gezeigt werden dürfen.
- Spezifisch oder Diffus: Die Thematik, ob geschäftliche Beziehungen rein geschäftlich oder auch persönlich sind.
- Eigene Leistung oder Herkunft: Die Frage, ob in dieser Kultur die Leistung aufgrund eigener Leistung oder persönlicher Merkmale assoziiert wird.
- Zeitverständnis: Welches Zeitverständnis hat die Kultur, verläuft die Zeit in einem Zeitstrahl oder in einem Kreis?
- Umweltverständnis: Die Frage, ob der Fokus auf dem Individuum oder auf der Umwelt liegt.
Ausgehend von diesen Dimensionen nimmt Trompenaars Untersuchungen in Form von Fragebögen oder dem Expertenwissen seines Lehrers Hofstede vor. Im Vordergrund steht für ihn dabei die praktische Anwendbarkeit im Trainings- und Arbeitsbereich.
Vergleich der deutschen mit der japanischen Kultur
Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte 2002 einen Artikel zu Gesellschaft und Kultur in Japan, der im Folgenden als wesentliche Quelle für den Vergleich der Deutsch- japanischen Kultur dienen wird. Verglichen werden die beiden Kulturen anhand Trompenaars sieben Kulturdimensionen.
Universalismus oder Partikularismus: Während die deutsche Kultur sehr stark an Regeln und Genauigkeiten festhält, stehen für Japaner vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Bei Lern- und Arbeitsgruppe beispielsweise, steht die Beziehung mit den Gruppenmitgliedern für Japaner mehr im Fokus als das schnelle Erreichen eines Arbeitsergebnisses.
Individualismus oder Gruppenzugehörigkeit: Auch hier steht für die Japaner im Gegensatz zu den Deutschen die Gruppenzugehörigkeit mehr im Vordergrund als das Individuum. In der japanischen Kultur ordnet sich das Individuum zum Wohle der Gruppe unter. Für Erwachsene besteht die wichtigste Bezugsgruppe meist am Arbeitsplatz. In der westlichen Kultur hingegen ist der Individualismus sehr wichtig und ausgeprägt.
Neutral oder emotional: Zu dem Thema „Affektive Tendenzen“ veröffentlichte der niederländische Forscher Trompenaars die folgende Studie, die 10 Nationen miteinander vergleicht. Sie zeigt, wie offen Emotionen bei der Arbeit gezeigt werden. Deutlich ist hier, dass Japan die höchste Neutralität aufweist. Eine sehr ausgeprägte Emotionalität vertreten vor allem die Italiener und Franzosen. Obwohl Deutschland in dieser Studie nicht vertreten ist, lässt sich vermuten, dass es eher bei zunehmender Emotionalität einzuordnen wäre.
Abbildung 1 Trompenaars, F. (1993, S.96)
Spezifisch oder Diffus: Wie bereits erwähnt, ist für Erwachsene Japaner die wichtigste Bezugsgruppe meist am Arbeitsplatz. Ebenso steht für Japaner die Gruppenzugehörigkeit an höherer Stelle als das Erreichen eines Geschäftsziels. Die Übergänge zwischen Arbeits- und Freizeit sind fließend, demnach werden geschäftliche Entscheidungen nicht selten fern des Arbeitsplatzes beim Karaoke getroffen. In der Deutschen Kultur sind die Geschäftsbeziehungen rein geschäftlich. Entscheidungen basieren zumeist auf Daten und Fakten statt auf der persönlichen Beziehung der Entscheidungsträger.
Eigene Leistung oder Herkunft: In Japan herrscht ein zunehmender Leistungsdruck. Doch auch in der Deutschen Kultur sind Leistungsträger angesehen. In beiden Kulturen wird durch eigene Leistung eine gewisse Machtstellung assoziiert. Jedoch sind auch persönliche Merkmale wie Alter, Geschlecht und Herkunft nicht ganz unerheblich.
Zeitverständnis: In Deutschland hat man ein lineares Zeitverständnis und schätzt das genaue Einhalten von Zeit. Asiaten hingegen haben ein zyklisches Zeitverständnis und denken sehr langfristig. Diese Denkweise spiegelt sich auch in den Business Entscheidungen wieder, die besonders in Japan sehr langfristig getroffen werden. Die Zeiteinteilung in Japan ist nicht wie in den westlichen Ländern, eine logische und möglichst effiziente Sequenz, sondern richtet sich nach Höflichkeiten und passt sich je nach Situation an.
Umweltverständnis: Auf die Frage, ob der Fokus auf dem Individuum oder auf der Umwelt liegt, wurde bereits in den vorhergehenden Dimensionen erörtert. In den westlichen Kulturen stehen das Individuum und die Selbstverwirklichung sehr stark im Fokus, während in Japan das Selbst für die Gruppe untergeordnet wird.
Handlungsempfehlung für die Zusammenarbeit
Der durchgeführte Vergleich der Kulturdimensionen von Trompenaars, am Beispiel von Deutschland und Japan verdeutlicht, dass beide Kulturen sehr unterschiedlich sind. Umso größer ist die Herausforderung für das Arbeiten in interkulturellen Teams mit Deutschen und Japanern. Nach zwei wöchiger gemeinsamer Behandlung eines Business Cases für das Modul „International Management“ konnten dennoch Handlungsempfehlungen für eine Zusammenarbeit abgeleitet werden.
Wird in interkulturellen Teams zusammengearbeitet, ist es von Vorteil beiden Kulturen zunächst einen Einblick der anderen Kultur zu geben. Außerdem ist es für das Arbeiten in interkulturellen Teams, besonders mit Japanern wichtig, dass die Teammitglieder sich untereinander kennenlernen und Vertrauen aufgebaut wird. Gemeinsam verbrachte Mittagspausen und gemeinsames Abendessen stärkten den Teamgedanken und vermitteln Japanern das Gruppengefühl.
Des Weiteren ist die offene Kommunikation der Teammitglieder untereinander und die Offenheit der anderen Kultur gegenüber sehr wichtig. Die Deutschen Studenten mussten beispielsweise versuchen den Fokus nicht nur auf die effiziente Zielerreichung und die rein geschäftliche Beziehung zu legen. Für die Japaner hingegen war es eine Herausforderung mit der Emotionalität der Deutschen umzugehen und Entscheidungen schneller zu treffen. Insgesamt führten gegenseitiges Verständnis, Geduld und eine offene Kommunikation zu einer guten interkulturellen Zusammenarbeit.